Das Initiatische
Es geht mir darum, den Raum für das Hören der Stimme des Wesens oder des Wesentlichen zu schaffen, durch Anbindung an Stille, den weiten Raum oder die Ewigkeit des JETZT. Drei Portale zum Numinosen, Türen zur Innerlichkeit, Pforten zum 'Frieden, welcher höher ist als alle Vernunft'. Wenn es gelingt, dass ES wieder durchtönt, hindurch tönt, der Mensch wieder zur per-son wird, ist die Initiation gelungen.
„Erst wenn das Leiden aus der Tiefe den Menschen zwingt, endlich nach innen zu schauen, kann es ihm mit einem Mal aufgehen, dass er sich im Wesen verfehlt hat. Nun erinnert er sich wohl an Stunden, in denen er ganz von innen her ein Tieferes spürte und es vertat, und an andere, in denen ein höheres Gewissen ihn rief und er nicht gehorchte. Und dann steht er vor der Entscheidung - wieder auszuweichen, die innere Stimme zu übertönen und nur weltbezogenen der Alte zu bleiben oder von innen her neu zu beginnen. Wenn der Mensch einmal so zum Wesen erwacht ist, dass er seine Forderungen nicht mehr überhören kann, dann steht sein Leben fortan in einer unerbittlichen Spannung denn es bedrängt ihn nun dauernd der Widerspruch zwischen den Nöten, Aufgaben und Verlockungen der Welt und dem inneren Auftrag. Unbekümmert um die innere Stimme fordert die Welt ihr Recht, und unbekümmert um die Stimme der Welt fordert das Wesen das seine. Wir erleben das Hin- und Hergerissen werden zwischen den zwei Polen unseres menschlichen Daseins. (...) So geht es am Ende um das gewinnen derjenigen Verfassung, in der der Mensch offen und gehorsam wird für Stimme und Auftrag des Wesens und zugleich fähig, es sichtbar und wirksam werden zu lassen mitten in weltlichem Leben und Werk. Das aber bedeutet: den Alltag leben als Übung und zwar als Übung zu weltlicher Leistung die zugleich Übung auf dem inneren Weg, d.h. Exerzitium ist.“
Karlfried Graf Dürckheim